Schenkung an die Stadt Völklingen im Jahr 2012

Jeder Tag ohne Kunst ist für mich ein verlorener Tag.
Horst Reinsdorf

Gruß- und Vorworte

Klaus LorigEin Grußwort für das Werkverzeichnis von Horst Reinsdorf zu schreiben, fällt mir sehr leicht. Täglich begegne ich seinen Bildern bei mir zu Hause und freue mich über die Farbenpracht und Ausdrucksstärke. Viele Werke des Künstlers beschäftigen sich mit unserer Stadt und den hier lebenden Menschen. Und dies wird mir immer wieder mit seinen Bildern vor Augen geführt: Die Menschen in unserer Stadt sind das Wesentliche. Horst Reinsdorf liebt unsere Stadt Völklingen, er ist sehr feinfühlig, bekommt Veränderungen schnell mit. Er verurteilt nicht, er weiß, dass es schwierige Zeiten gibt, die man überwinden muss. Er macht mit seinen Bildern Hoffnung, skizziert Situationen, die man nicht besser beschreiben könnte. Wenn er die gesamte Stadt mit ihren Gebäuden in ein Boot packt, ist dies doch eine gewaltige und gültige Aussage: Wir sitzen alle im selben Boot, also lasst uns gemeinsam die Zukunft anpacken!

Ein Sujet hat es ihm besonders angetan: Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Es gibt kaum Bilder, auf denen nicht Gebäudeteile oder die Schornsteine und Cowper der Hochöfen zu sehen sind. Und des Öfteren ist Horst Reinsdorf mit Staffelei und Farbkasten auf dem Gelände unterwegs. Er schaut nicht nur auf das Denkmal, sondern ab und zu wagt er mit seinen Bildern auch einen Blick aus einer Werkhalle nach außen. Durchaus setzt er in seinen Bildern auch kritische Töne um. Als die Spinde der Arbeiter in der Gebläsehalle geöffnet und als Schaukästen der Öffentlichkeit präsentiert wurden, verarbeitet er dies mit einer Buntstiftzeichnung. Auch sieht er die Entwicklung und Ausrichtung des Weltkulturerbes durchaus kritisch. Das trojanische Pferd mit einer Zirkuszelt-Überdachung soll die Betrachter zum Denken anregen.

Was mich immer wieder fasziniert, ist, wie der Künstler mit den unterschiedlichen Maltechniken umgeht. Für ihn ist es kein Problem, in Aquarell, Acryl oder Öl zu malen. Zuweilen greift er zu Buntstiften, und so entstand eine faszinierende Serie, die ich nicht mehr missen möchte. Horst Reinsdorf ist ausgebildeter Maler, er weiß, was er kann. Ihn schrecken keine neuen Herausforderungen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er unsere Kindergärten und Schulen mit vielen Wandmalereien mitgestaltet hat. Die Ergebnisse sind in Zusammenarbeit mit den Schülern entstanden. Gemeinsam wird überlegt, geplant und umgesetzt. Erfahrungen, die unsere Schüler nicht mehr vergessen werden. Gemeinsam mit unserem VHS-Direktor Karl-Heinz Schäffner schätzen wir seine Tätigkeit als Dozent an unserer Volkshochschule. Horst Reinsdorf gibt sein Wissen gerne in VHS-Kursen – aber auch in Veranstaltungen in seinem Atelier in Luisenthal – weiter.

In Luisenthal hat Horst Reinsdorf eine sehr schöne, kleine Kunstserie mit unserer Volkshochschule etabliert. Die Serie verbindet Malerei mit Literatur. So wundert es nicht, dass auch Gedichte und Anmerkungen auf seinen Bildern zu finden sind. Der Kulturtreff Luisenthal ist zu einer Geheimadresse in Sachen Kleinkunst in Völklingen und darüber hinaus geworden.

Horst Reinsdorf hat viele Ausstellungen – auch in Völklingen – durchgeführt. Er hat viele Preise gewonnen, wie an anderer Stelle noch ausgeführt wird. Er bleibt aber bescheiden, äußert sich nie negativ über die Kunst Anderer, er ruht in sich selbst.

Der Künstler liebt die Figur des Harlekins, die er oft in seinen Kunstwerken einsetzt. In dieser Figur, die Freude und Leid gleichzeitig ausdrücken kann, spiegelt sich auch sein Leben wider. Auch sein Lebensweg wurde nicht von großen im Weg liegenden Steinen verschont. Sie sind weggeräumt und haben ihm eine neue Sichtweise eröffnet, die Dankbarkeit und Zufriedenheit in den Vordergrund stellt.

Wir freuen uns sehr über diese Schenkung von 59 Bildern unterschiedlichster Stilrichtung und künstlerischer Schaffensperiode. Mit Karl-Heinz Schäffner durfte ich die Bilder selbst auswählen. Ein herzliches Dankeschön für die Großzügigkeit und Überlassung dieser Werke. Somit bleibt das Werk von Horst Reinsdorf für alle Zeiten in unserer Stadt lebendig. Die Bilder der Sammlung werden wir gut aufbewahren und regelmäßig der Öffentlichkeit präsentieren.

Natürlich freuen wir uns auf das weitere künstlerische Arbeiten von Horst Reinsdorf. Ich denke, wir können noch mit einigen künstlerischen Überraschungen rechnen. Wir können auf unsere Kunstszene in Völklingen stolz sein. Ich bedanke mich bei allen Künstlerinnen und Künstlern, die mit ihren kreativen Tätigkeiten unsere Stadt bereichern. Gerade diese Aktionen machen das städtische Leben – abseits von allen sonstigen Notwendigkeiten – lebenswert. Horst Reinsdorf hat dabei sicherlich Vorbildfunktion übernommen.

Zum Werk von Horst Reinsdorf

Dr. Brigitte QuackHorst Reinsdorf ist zwar nicht in Völklingen geboren, doch er wohnt hier seit seiner Kindheit und fühlt sich der ehemaligen Hüttenstadt eng verbunden. Sie sei seine Heimat, so sagt er und erklärt damit die gerade vollzogene Schenkung: Rund 60 Werke übergibt er der Stadt in der Hoffnung, dass sie den Weg zurück finden zu den Menschen und den Geschichten, von denen sie erzählen. Die Wände im neu gestalteten Völklinger Rathaus sollen sie schmücken, freut sich der Künstler, der diesen Enschluss an seinem sechzigsten Geburtstag fasste. Gesagt, getan: Bald fragte er bei Oberbürgermeister Klaus Lorig an. Und der war begeistert von der Idee und besuchte wenig später Reinsdorfs Atelier in Luisenthal, um die Arbeiten persönlich auszuwählen. Seine Wahl ist auf Werke aus verschiedenen Werkgruppen und Schaffensperioden gefallen. So ist ein schöner Querschnitt durch knapp zwanzig Jahre künstlerisches Arbeiten zustande gekommen, der den Völklinger Maler als einen sehr vielseitigen Künstler zeigt. Horst Reinsdorf beherrscht die Malerei in Öl, in Acryl, die Aquarellmalerei und die mit Mischtechniken; er zeichnet mit Tusche, Bleistift, Farbstift, Wachskreide und fertigt Collagen, Holzschnitte und Radierungen – ein Allrounder, der gerne in Serien arbeitet.

Stadt–Mensch–Weltkulturerbe

Wie ein roter Faden durchzieht die Stadt Völklingen das künstlerische Schaffen von Horst Reinsdorf. Am Beispiel des Weltkulturerbes Vöklinger Hütte spürt er immer wieder der Frage nach, was einmal war, wo es hingeführt hat und wie es weitergeht. Eine Frage, die den Menschen in seiner Existenz berührt, in seinen Ängsten und Hoffnungen.

Überhaupt spielt der Mensch in seinen Arbeiten eine große Rolle. Er erscheint in seinen Bildern zwar meist uniform, anonym und gesichtslos, doch das hat der Künstler ganz bewusst so gestaltet. Dieses Überindividuelle hat seine Begründung darin, dass es ihm um den Menschen an sich geht und nicht um seine individuellen persönlichen Angelegenheiten. Im Laufe seiner mehr als 30jährigen künstlerischen Tätigkeit hat er sich kontinuierlich vom realen Abbild entfernt und sich einen freien Umgang mit Formen und Farben erarbeitet. Seine Figuren formen sich nicht zu detailreichen Individuen aus, sondern bleiben vage und werden mal kaleidoskopartig in bekannte Völklinger Örtlichkeiten positioniert, mal in ortlosen Szenen zusammengestellt. Sie bewegen sich in einem imaginären Bildraum, treten als Einzelperson oder als Gruppenmensch auf und bleiben in unterschiedlicher Weise deutbar. Immer weiter lösen sie sich auf, werden schemenhaft und sind in den jüngsten Werken bisweilen mutig überzeichnet, mit überlangen Körpern und Gliedmaßen. Das hat einerseits kompositorische Gründe, andererseits aber auch inhaltliche, denn darin bringt der Künstler die Auflösung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Bildnerischen zum Ausdruck.

Da sich alle Szenen draußen abspielen, wirkt der Mensch wie befreit vom engen Bereich seines Heimes – er wird Teil eines größeren Ganzen.

Dem Extrovertierten der Ortswahl entspricht das Kolorit: es herrschen intensive, strahlende Farben, die oft frei gesetzt sind. Sie orientieren sich nicht so sehr am Bildgegenstand, sondern sind in besonderem Maße Ausdrucksträger.

Völklingen

„Die Stadt spricht“ (Kat.Nr. 5) hat der Künstler ganz programmatisch ein Ölgemälde aus dem Jahr 2003 überschrieben. Den Anreiz zu diesem Werk gab zwar ein Gedicht von Martina Merks-Krahforst, doch es illustriert ganz exemplarisch das ort- und zeitfreie Bildgefühl, welches die Werke dieser Serie kennzeichnet. Die Menschen sind stumm und still, doch sie reden über ihre Körperform und über die Farbe. Anonyme Wesen, groß und klein, Mann und Frau, stehen hier wie in Warteposition und erzählen so von Erwartungen und Hoffnungen, die ganze Familien, ja die ganze Stadt betreffen.

Dieses Ölgemälde ist wie viele Reinsdorf’sche Gemälde in der Farbtrias Blau – Rot – Gelb gestaltet, den Grundfarben, die der Künstler selbst mischt. Nur so kann er ihnen die vielen Nuancen verleihen und die farbigen Akzente setzen, die seine Werke schließlich so kraftvoll erscheinen lassen. Gerne verwendet er dieses beeindruckende Königsblau, das sich von dem üblichen Farbausdruck des Blau als tiefste und am wenigsten materielle Farbe weit entfernt: es wirkt weich und substantiell und unterstützt damit die warme Atmosphäre des Bildes. Seine Farbwahl orientiert sich stets am Ausdruck und weicht von der realiter gegebenen Farbe bewusst ab. In Reinsdorfs Völklingen ist vieles möglich: Der Himmel kann gelb sein, die Häuser blau oder lila, ein Kanaldeckel in sanftem Rot aufleuchten.

Im Hintergrund von „Die Stadt spricht“ ist das Weltkulturerbe zu sehen, das abwechslungsreich auf verschiedenen Bildträgern, Aquarellpapier oder Packpapier immer wieder in Szene gesetzt wird. Sei es, dass die Silhouette komplett zu sehen ist (Kat.Nr. 4), der Fokus sich auf das Innere richtet (Kat.Nr. 46) oder der Mensch mit einbezogen wird (Kat.Nr. 43, 44).

Auch in den Grafiken trifft man auf das Thema „Völklingen“. So zeigt die Radierung mit dem Titel „Turmlandschaft“ (Kat.Nr. 15) einen Blick über die Dächer der Hüttenstadt, der stets von Kirch- und Rathaustürmen, aber auch von der Hütte geprägt ist. In Werken wie diesen zeigt sich Horst Reinsdorf als erfahrener Grafiker und geübter Zeichner, der Linien ganz treffsicher zu Formen verdichtet. Hierher gehören auch die Radierungen, welche am Beispiel unterschiedlicher Tiere die Mechanisierung ehemals handwerklicher Prozesse thematisieren (Kat.Nr. 17 bis 20).

Die Farbstiftzeichnungen nehmen ebenfalls Bezug auf seine Heimatstadt, deren Wandel im Laufe der Zeit er im Blatt „Kleine Stadtrundfahrt“ dadurch deutlich macht, dass er sie als ein Schiff im Wasser ins Bild bannt (Kat. Nr. 45). Eine Bildidee kann aber auch auf der Basis
akuteller Geschehnisse entwickelt werden. So greift „Em Grewenich sei Spinde“ (Kat.Nr. 46) die Öffnung der Spinde im Jahr 1999 auf, und Farbstiftzeichnungen wie „Prometheus“ und „Leonardo“ (Kat.Nr. 47, 48) geben Eindrücke von dortigen Ausstellungen wieder, die aber ganz individuell umgesetzt werden.

Licht

Die Serie „Licht“ zeigt das Weltkulturerbe und andere Völklinger Orte im Scheine künstlicher Lichtquellen. „Novemberabend II“ (Kat.Nr. 42) ist ein in Mischtechniken gestaltetes Werk, das Versatzstücke der Hüttenwirklichkeit im Farbenrausch erstrahlen lässt. Schillernde Gelb- und Rot-Orangetöne treten kontrastreich neben dezent aufleuchtendes Königsblau, das zu dunklem Schwarz überleitet. Zwei Rückenfiguren im Vordergrund sind in die Gestaltung sowohl farbig als auch kompositionell eingebunden. Sie dienen als Identifikationsfiguren und leiten den Blick des Betrachters entsprechend unserer Leserichtung von links nach rechts ins Bild. In unterschiedlichen Techniken hat Horst Reinsdorf das Thema Licht im städtischen Umfeld immer wieder aufgegriffen. In drei Skizzen (Kat.Nr. 54 bis 56) zeigt er seine gestalterische Vorgehensweise, ausgehend von einer Bleistiftskizze über zwei farbige Entwürfe bis zum fertigen Ölgemälde (Kat.Nr. 4), das die Lichtsituation mit ihrer ganzen Leuchtkraft und ihren Spiegelungen zum eigentlichen Thema hat.

Begegnungen und Räume

Zu dieser Serie gehört sowohl eine Collage mit dem Titel „Fröhlicher Sonntag“ (Kat.Nr. 8) – sie dokumentiert einen Spaziergang durch Völklingen mit dem Zeichenblock, als auch einige Ölgemälde, Holzschnitte und eine Kreidezeichnung (Kat.Nr.40). Die Liebe, der Alltag, aber auch Gewalt und andere Tabuthemen finden in Werken wie diesen ihren künstlerischen Ausdruck und werden nach Möglichkeit in das große Thema Völklingen eingebettet.

Fasziniert durch das Farbenspiel des Lichtes in einer Werkshalle, hat Horst Reinsdorf 2010 eine Serie begonnen, in der er Räume mit und ohne Bildpersonal in verschiedenen Lichtverhältnissen darstellt. So zeigt das Ölgemälde mit dem Titel „Morgenlicht“ (Kat.Nr. 7) das Innere einer Werkshalle im sanften Schimmer des ersten Sonnenlichtes.

Farbsilben

Da Horst Reinsdorf viel Freude an schönen Worten und schöner Musik hat, huldigen einige seiner Werke diesen schönen Künsten und geben dies auch ganz offen preis: Sie sind mit Zitaten des jeweiligen Dichters oder Sängers versehen. Bisweilen setzen sie das Gehörte und Gelesene nach Völklingen um, so wie in den Werken in Mischtechnik mit den Titeln „Rhapsodie in Blue I und II“ (Kat.Nr. 26, 27), die sich an Martina Merks-Krahforsts Zeilen orientierten. Es sind collageartig komponierte Werke, in deren Hintergrund Versatzstücke des Weltkulturerbes verewigt sind.

Harlekinaden

Anlass zu dieser Serie (Kat.Nr. 11 bis 14) gab die metaphorische Welt der Kunstfigur des Possenreißers und Narren, die soviel hinter der Fassade zu verbergen weiß. Variantenreich setzt er die Köpfe mit einem leicht betrübten Ausdruck um. Auch hier lässt Reinsdorf die Farbe leicht und locker über das Blatt tanzen und grenzt die Formen mit Stift oder Pinsel aus. Ab und an koloriert er nur wenige Partien und schafft so ausdrucksstarke Porträts, die das Weiß des Grundes in die Bildsprache mit einbeziehen.

Zwei nordfriesische Meeresbilder (Kat.Nr. 1, 2) und zwei Aktstudien (Kat.Nr. 32, 33) runden das Bild des in vielen unterschiedlichen Techniken versierten und experimentierfreudigen Künstlers ab. Ebenso variabel wie in der Wahl der Technik geht er im Malprozess vor: Mal machen die rauen Spuren einer relativ trockenen Pinselführung und pastos aufgetragene Farben die Bild oberflächen tastbar und fühlbar, mal wird die Farbe
flüssig und in fließenden, changierenden Übergängen gestaltet. Immer ist es eine sehr lebendige Technik, welche seine herrlich strahlenden Farben in die Welt trägt – getreu seiner Prämisse „Die Welt ist grau genug, ein Bild muss Leben ausstrahlen.“

Ich gratuliere der Stadt Völklingen zu ihrem neuen Kunstschatz, der Farbe ins Rathaus bringen mag.

Horst Reinsdorf – Vom mir unbekannten Maler zum langjährigen Künstlerfreund

Martina Merks-KrahforstAls Horst Reinsdorf mich vor einigen Wochen ansprach, ob ich nicht für den Kunstkatalog seiner Werke, die durch seine Schenkung in den Besitz der Stadt Völklingen übergegangen sind, ein Portrait schreiben wolle, sagte ich spontan und gerne zu. Damit war ein Erinnern in Gang gesetzt, das sich, wie sich herausstellte, bei uns beiden ein wenig unterschiedlich festgesetzt hatte.

Dreh- und Angelpunkt unseres Kennenlernens ist die Halbinsel Nordstrand, und dort ein kleiner Inselbuchladen, den es so wie damals längst nicht mehr gibt. Die damalige Inhaberin, Johanna Hochstrate-Kullik, eine Saarländerin, lud beim Bücher stöbern gern zu einer Tasse Tee ein, und sie nahm bei meinem Urlaubsaufenthalt mit meiner Familie meinen ersten deutsch-französischen Gedichtband „Nachtsilben – Syllabes de Nuit“ in ihr Angebot.

Was ich damals nicht einmal ahnen konnte: Die Familien Reinsdorf und Kullik waren seit Langem befreundet, und Horst Reinsdorf zog es immer wieder auch zum Malen an die Nordsee. So entdeckte er dort, in dem kleinen Inselbuchladen, 1995 meinen Gedichtband, für ihn willkommene Lektüre bei stürmischem Wetter und Anregung zur Umsetzung einzelner Gedichte in Gemälde.

Eines der so entstandenen Gemälde, nach dem Gedicht „Adieu à la nuit – Abschied von der Nacht“, reichte er 1996 zur Kunst-Biennale in F-Creutzwald/Lothringen ein und erhielt dafür den 2. Preis. Der Zeitpunkt, sich mit mir in Verbindung zu setzen, war gekommen.

Mit unserem ersten Besuch in Horst Reinsdorfs Atelier in Luisenthal begann eine anhaltende intensive Zusammenarbeit und eine inspirierende Künstler-Freundschaft.

Fortan waren es nicht mehr nur meine Gedichte, die ihn zu Gemälden anregten, oft waren es auch seine Arbeiten, die mich zu Gedichten animierten, manchmal entstand auch zuerst ein Gedicht, das zu einem Gemälde wurde, welches mich wiederum zu einem neuen Gedicht veranlasste, so bei „Désir subit – Ein plötzlicher Wunsch“, das ich erstmals bei einer gemeinsamen Ausstellung im Püttlinger Schlösschen als Gemälde sah und sofort das Gefühl hatte, ein neues Gedicht zu diesem Bild, das längst in meinem Besitz ist, schreiben zu müssen: „Urfrau“.

1998 gestalteten wir die erste gemeinsame Ausstellung in St. Wendel: „Farbsilben“, eine Wortschöpfung, die die gegenseitige Inspiration am deutlichsten macht. Weitere gemeinsame Ausstellungen folgten: 2000 „FARBSILBEN“ im Schlösschen Püttlingen, 2002 „Zwiesprache – Farbsilben“ im Landtag d. Saarlandes Saarbrücken, 2003 „FARBSILBEN II“ im Rathaus Riegelsberg, 2004 „Tanz der Grenzen – Danse des frontières“ (nach der gleichnamigen, von Horst Reinsdorf illustrierten Anthologie meines ETAINA-Verlags) in der Médiathèque F-Forbach, 2005 „FARBSILBEN“ im Amüseum Saarburg, 2007 „FARBSILBEN III“ in St. Wendel.

Längst ist „Farbsilben“ auch zum Markenzeichen der seit einigen Jahren im Atelier Horst Reinsdorfs in Kooperation mit der Stadt Völklingen und der VHS regelmäßig stattfindenden Kulturveranstaltungen geworden. Auch ich durfte dort bereits des Öfteren zu Gast sein. Eine besondere Freude für mich, wenn es darum ging, ein neues, von Horst Reinsdorf illustriertes, Werk aus meinem Verlag zu präsentieren. Auch in diesem Bereich blicken wir inzwischen auf eine mehr als 13jährige künstlerische Zusammenarbeit zurück. Der ersten Illustration „Zornige, zärtliche Zeit“ (1998), folgten 2002 „Wasserwesen-Feuerfrau“, 2004 „Tanz der Grenzen – Danse des frontières“, 2005 „Am Liebesrand – Au bord de l’amour“, 2008 „Rasende, ruhende Zeit – Temps fou, temps doux“. Und ein neues gemeinsames Buchprojekt ist bereits beschlossene Sache: „Beat des Lebens – Beat de la vie“.

Jeder meiner Besuche im Atelier ist auch heute noch begleitet von der Neugier auf Horst Reinsdorfs neue Arbeiten, der Vorfreude auf sein Gespür für Farben und Strichführungen, der Auseinandersetzung mit seinen Themen, natürlich in Gedichten, und dem Austausch mit einem liebenswerten Menschen und Künstlerfreund und seiner Familie.

Der Völklinger Künstler Horst Reinsdorf hat seiner Heimatstadt 59 Bilder geschenkt. Die neue „Sammlung Reinsdorf“ wird derzeit als Dauerausstellung im Alten Rathaus auf zwei Etagen präsentiert. Die Stadt Völklingen steht seit Jahrzehnten im Mittelpunkt seines Schaffens.

Horst Reinsdorf
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