Inge Andler-Laurenz –
Dauerausstellung im Foyer Neues Rathaus

Christiane Blatt
Inge Andler-Laurenz

Liebe Besucherinnen und Besucher des Neuen Rathauses,

vielleicht nehmen Sie sich etwas Zeit, um unsere Dauerausstellung der Völklinger Künstlerin Inge Andler-Laurenz anzuschauen. Die überregional bekannte und erfolgreiche Bildhauerin und Eisenkünstlerin Inge Andler-Laurenz hat in Völklingen gelebt und gearbeitet. Sie kennen vielleicht die großen Stahlskulpturen „Mutter mit Kind“ im Pfarrgarten oder die „Weinende Mutter“ in den Klein‘schen Anlagen, die Sie als Gipsmodelle in dieser Ausstellung sehen können.

Der Werkstoff Eisen passte gut zu der Künstlerin Inge Andler-Laurenz und passt gut zur Stahlstadt Völklingen. Sie hatte oft in den Werkstätten von Saarstahl geschweißt oder auf dem Wertstoffhof der Metallurgischen Gesellschaft nach verwertbaren Materialien gesucht. Und so ist es kein Wunder, dass ihr Schmuck aus Schrottmaterialien bestand.

Inge Andler-Laurenz hat zudem für den saarländischen Mundartpreis mehrfach die Preise – „Die Völklinger Platt“ – für die Stadt Völklingen erstellt. Die Skulpturen werden in einer Vitrine im Alten Rathaus in einer weiteren Dauerausstellung gezeigt.

Die Künstlerin nahm interessiert am kulturellen Leben unserer Stadt teil. Bei Begegnungen mit ihr wunderte man sich, dass diese zierliche Person mit einem solchen Werkstoff arbeitete. Aber Eisen, Stahl und Legierungen faszinierten sie von Beginn an. Ihre Spuren im Saarland und an vielen Stellen darüber hinaus sind bleibende Zeugen ihrer Kunstfertigkeit.

Die Enkelin Lana Laurenz hat gemeinsam mit ihrer Familie einen großen Teil des künstlerischen Nachlasses der Stadt Völklingen als Schenkung übergeben. Dafür bedanken wir uns sehr. Aus dieser Sammlung sind einige Exponate zu sehen.

Wir bedanken uns auch bei dem langjährigen Lebensgefährten von Inge Andler-Laurenz, Herrn Peter Butz, für seine Unterstützung beim Sichten und Dokumentieren der Werkstücke.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Entdecken des Werkes einer großen Künstlerin unserer Stadt.

Ihre
Christiane Blatt
Oberbürgermeisterin der Stadt Völklingen

Städtische Kunstsammlung Inge Andler-Laurenz

Teil der städtischen Sammlung
Drei Frauen
Polyesterharz, Glasfaser, Spachtelmasse
Höhe der Figuren: 33 cm

Die Komposition zeigt drei Frauen. Farblich unterscheidet sich die rote Dame rechts von ihren Kolleginnen. Die Köperhaltung aller ist entspannt.

Inge Andler-Laurenz

Wegen ihres großen Talents durfte sich Inge Andler-Laurenz (1935-2018) bereits mit 16 Jahren an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk einschreiben. Dort studierte sie von 1951 bis 1957. Jeden Tag fuhr sie vom Völklinger Bahnhof in die Landeshauptstadt.

Während sie auf den Zug wartete, blickte sie auf die beeindruckende Hüttenkulisse. „Ich habe das Ensemble immer geliebt“, sagte die Künstlerin einmal rückblickend. Nach der Ausbildung in Saarbrücken folgten zwei Jahre an der Kunstschule Düsseldorf, dort beschäftigte sie sich mit angewandter Malerei und Plastik. Inge Andler-Laurenz bildete sich während Auslandsaufenthalten fort, ihre Arbeiten wurden auch außerhalb des Saarlandes ausgestellt.

Städtische Kunstsammlung Inge Andler-Laurenz

Die Künstlerin bei der Arbeit.

Städtische Kunstsammlung Inge Andler-Laurenz

Herstellung des Modells Weinende Mutter aus Gips.

Ihrer Geburtsstadt hielt die Künstlerin die Treue, sie lebte und arbeitete im Elternhaus Die Künstlerin bei der Arbeit in der Hohenzollernstraße. Häufig zog es die Bildhauerin zu ihrer großen Liebe – der Völklinger Hütte. Dort erkundete sie den Schrottplatz, viele Eisenreste ließen sich künstlerisch verwerten. Um ihre Ideen handwerklich umsetzen zu können, lernte sie in der Saarstahl-Lehrwerkstatt das Schweißen. Zu Ton und Gips kamen nun auch Eisen und Stahl als Arbeitsmaterialien hinzu.

Inge Andler-Laurenz war immer experimentierfreudig und offen für neue Materialien.

Bekannt wurde sie durch das von ihr geschaffene Eingangsportal der Kirche St. Monika in Überherrn. In Völklingen hat sie im öffentlichen und im sakralen Raum ebenfalls Spuren hinterlassen. Die „Weinende Mutter“ in der Klein’schen Anlage, die Mutter-Kind- Brunnenplastik im Pfarrgarten und die Turmfigur der Kirche St. Michael wurden von ihr gefertigt.

Inge Andler-Laurenz nahm gerne am kulturellen Leben ihrer Heimatstadt teil. Für den saarländischen Mundartpreis hat sie mehrfach die Auszeichnung der Stadt Völklingen (Völklinger Platt) entworfen.

In ihrer Kunst beschäftigte sie sich auch mit politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen, etwa der Euro-Einführung oder dem Thema Mobbing. Die Bildhauerei war die große Leidenschaft der Künstlerin, aber auch Zeichnungen, Reliefs und Drucke finden sich im Nachlass. 2005 wurde sie mit dem renommierten Fritz-Zolnhofer-Preis der Stadt Sulzbach ausgezeichnet. Mit dem Tod ihrer Tochter im Jahr 2012 endete das künstlerische Schaffen von Inge Andler-Laurenz.

Thomas Annen, Journalist

Gespräch mit Peter Butz am 9. April 2019

Peter Butz

Peter Butz war längjähriger Wegbegleiter von Inge Andler-Laurenz.

Peter Butz, Jahrgang 1940, lernte Inge Andler-Laurenz im März 2003 kennen. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2018 stand ihr der gelernte Maschinenbauer vor allem in handwerklichen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. „Ich habe ihr bei der Herstellung ihrer Gussformen geholfen“, erzählt der Lebensgefährte der Künstlerin. Er brachte an den Skulpturen Befestigungsschrauben an und schweißte Sockel aus Vierkantrohr. Speziell für die „Weinende Mutter“ fertigte er einen großen Modelliertisch. Bei der Skulptur war auch seine künstlerische Einschätzung gefragt. Sie gefalle ihm gut, versicherte Butz. Lediglich der Busen erschien ihm etwas klein. Die Künstlerin arbeitete nach. Mit dem Ergebnis waren dann beide zufrieden. „Du hast Recht gehabt“, sagte Andler-Laurenz. Die „Weinende Mutter“ war eine der großen Auftragsarbeiten für den öffentlichen und den sakralen Raum.

Peter Butz beriet die Bildhauerin auch bei den verwendeten Materialien. So konnte er sie überzeugen, dass sich Gussformen mit Silikon besser herstellen lassen als mit brüchigem Gips. Hauptsächlich morgens arbeitete die Künstlerin an ihren Werken. „Zwei bis drei Stunden“, erinnert sich Butz. Wenn die Konzentration nachließ, machte sie eine Pause. Gerne spazierten die beiden nach dem Mittagessen durch den Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken. Beim Beobachten der Besucher entstand dort die Idee zu einer Familienskulptur aus Draht, Gießharz, Glasfaser, Spachtelmasse und Farbe. Inge Andler-Laurenz war offen für neue Materialien und experimentierfreudig. Das Gießharz und den Härter, erzählt Butz, mischte sie zunächst nach Augenmaß. Das klappte nicht immer, manchmal begann das Gemisch zu brodeln. Als ihr Partner eine Präzisionswaage anschaffte, war das Problem gelöst. „Dann ging es wunderbar“, erzählt Butz. Die Bildhauerei war die große Leidenschaft der Künstlerin. Aber auch Zeichnungen, Reliefs und Drucke finden sich im Nachlass. „Sie hat alles gern gemacht“, erklärt Butz mit Blick auf ihre Vielseitigkeit. Mit dem Tod der Tochter im Jahr 2012 endete das künstlerische Schaffen von Inge Andler-Laurenz. „Sie war nicht mal mehr in der Lage zu zeichnen“, sagt Peter Butz.

Das Interview führte Thomas Annen.