Schenkung an die Stadt Völklingen –
Zusammengestellt von Hendrik Kersten
Eberhard Gnahs gehört zu Völklingen
Sehr geehrten Damen und Herren,
jede Stadt hat ihre Künstlerinnen und Künstler. Zur Völklinger Kunstszene gehört unbestritten das Werk von Eberhard Gnahs, dem „Hüttenmaler“, wie er auch genannt wurde. Seine authentische Herkunft als Hochöfner, seine „schwarzen“ Bilder von der noch qualmenden und rußenden Hütte, sein künstlerisches Nachempfinden von Sinterstaub und Gichtgas sind untrennbar mit unserer Stadt verbunden. Viele Völklingerinnen und Völklinger, die die aktive Phase der Völklinger Hütte noch miterlebt haben, konnten und können diese Zeit in den Bildern von Eberhard Gnahs wiederfinden.
Eberhard Gnahs hat aktiv in der Völklinger Kunstszene mitgearbeitet. Er stellte mehrmals in Völklingen und in unserer Partnerstadt Forbach aus, er wurde überregional mit Ausstellungen und Teilnahmen an Wettbewerben bekannt. In der ehemaligen Grundschule Hasseleich im Stadtteil Fürstenhausen hatte er sich mit Unterstützung der Stadt Völklingen ein Atelier eingerichtet. Die dort vorhandenen alten Schul-Leinwände der Kartensammlung hat er als Leinwände benutzt. Eine dieser großen Leinwände hängt im Alten Rathaus vor dem Eingang zum Festsaal.
Er besuchte Vernissagen und engagierte sich in Vereinen. In seinem Heimatort Ludweiler fühlte er sich wohl. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Arbeit von Eberhard Gnahs den Buchtitel zum 400. Jubiläum des Stadtteils Ludweiler ziert. Der Künstler Eberhard Gnahs war ein Mensch mit „Ecken und Kanten“, was seine Bilder umso authentischer macht. Seine Kunst war ein Kind der Hütte. Es gilt, das Vermächtnis dieses bedeutenden Völklinger Malers zu bewahren.
Mit der Schenkung von rund 40 Bildern seitens seines Sohnes Ralf Gnahs, dem die Stadt Völklingen zu großem Dank verpflichtet ist, wurde im Jahre 2007 ein Grundstein gelegt. Der vorliegende Katalog soll diese Sammlung aufzeigen und liefert weitere Informationen zu der Person und seinem vielschichtigen Werk. Weitere Bilder wurden ergänzend in unserer Publikation aufgenommen. Ich bedanke mich recht herzlich bei Karl-Heinz Schäffner, der dieses Projekt umgesetzt hat, und bei einem langjährigen Weggefährten von Eberhard Gnahs, dem Kunsthistoriker Hendrik Kersten, der die Texte geschrieben hat.
Nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Eintauchen in das Werk von Eberhard Gnahs. Sie werden auch den Menschen dabei näher kennenlernen. Die Stadt Völklingen ist stolz auf diesen Künstler. Mit dem Katalog haben wir sein künstlerisches Wirken – zumindest in Teilen – für die nachfolgenden Generationen festgehalten.
Klaus Lorig
Oberbürgermeister der Stadt Völklingen
Es gibt Dinge, die einfach nicht gehen.
Eines davon ist der Versuch, ein Verzeichnis des OEuvre von Eberhard Gnahs zu erstellen.
Übrigens, wer da glaubt, das Werkverzeichnis von Picasso sei vollständig, dem ist nicht zu helfen… Eberhard hat Buch geführt, er wusste durchaus seinen Erfolg in klingende Münze umzusetzen, und während überschaubarer Zeiträume notierte er sich Kunden und Preise – aber weder Titel noch Inhalt.
Mitunter fotografierte er sogar gelungene Werke, aber es ging ihm um die (wieder)Verwertbarkeit motivischer Inhalte, nicht um die Dokumentation ihres Verbleibs.
Eberhard war ein liebenswerter Filou, er lebte im hier und jetzt, ohne die mindeste Berücksichtigung der buchhalterischen Erfordernisse seiner selbsterfundenen Version des absoluten Künstlertums.
Zur Not, hielt ihn und seine Frau eine bescheidene Rente über Wasser, und wenn´s gut lief – umso besser.
Als manischem Arbeiter und gelerntem Handwerker gelangen ihm selbst komplizierte künstlerische Verfahren auf Anhieb und er maximierte fröhlich den Gewinn, indem er seine typischen Alu-Rahmen aus Baumarktprofilen zusammenschraubte.
Es wird also unbekannt bleiben, wie viele echte Gnahs in Umlauf sind, bestaunt oder vergessen, an mehr oder weniger prominenten Wänden hängend, unentdeckt in Grafikmappen schlummernd oder schlicht von der Enkelgeneration auf den Dachboden verbannt, um dereinst gepflegt auf „Ebay“ versilbert zu werden.
Das ist zwar traurig, aber nicht zu ändern!
Es tut der Faszination Eberhard Gnahs keinen Abbruch, es bedeutet lediglich eine Erschwernis in der monetären Bewertung durch den regulären Kunstmarktbetrieb, der bekanntlich darauf fußt, über dokumentierte Verfügbarkeit den „Wert“ von Kunst klassifizieren zu können.
Nachfrage und begrenztes Angebot machen Preise, tote Künstler verkaufen sich besser!
Unbestreitbar tot und auf Wolke 7 seines Künstlerhimmels rastlos vor sich hin kritzelnd, wird er wissend schmunzeln und sein unvermeidliches Barett zurechtrücken.
Der irdische Kunstbetrieb allerdings ist gnadenlos, ist vergesslich und fokussiert auf regelmäßigen „Input“. Kleine Wunder wie das skurrile Wirken von Eberhard erfordern seine Anwesenheit, um zu funktionieren, oder sie erfordern einen findigen Galeristen, um sie zu konservieren.
Beides steht im Sonderfall Gnahs nicht zur Verfügung, deshalb muss diese kleine Publikation in die Bresche springen und – wenn schon kein Verzeichnis – so doch einen kommentierten Querschnitt durch das kurze und dennoch in seiner Fülle so unübersichtliche Lebenswerk dieses höchst talentierten Einzelgängers geben.
Hendrik Kersten
Kunsthistoriker und Projektleiter
am Weltkulturerbe Völklinger Hütte