Engelbert Oberhoffer

Engelbert Oberhoffer

Geboren: 1882 in Püttlingen
Gestorben: 1957 in Völklingen

Kaufmann, Komponist und Erfinder

Im Januar dieses Jahres wurden dem Stadtarchiv Völklingen zwei Dokumente geschenkt, die Anlass zu diesem kleinen Beitrag geben, um ein wenig mehr über Engelbert Oberhoffer in Erfahrung zu bringen.

Jetzt mag sich mancher fragen, wer war Engelbert Oberhoffer? Älteren Völklingern ist der Name vielleicht noch ein Begriff. Doch gehen wir zunächst zurück in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert.

Felix Engelbert Oberhoffer kam am 11. Juni 1882 in Püttlingen als viertes Kind der Eheleute Heinrich Joseph und Elisabeth Oberhoffer (geb. Mathis) zur Welt. Am 19. November 1919 ehelichte er in Creutzwald die am 13. Juli 1891 geborene Anne Marie Madeleine Nadler. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, die 1922 und 1934 geboren wurden. Am 2. Januar 1957 verstarb Engelbert Oberhoffer. Seine Frau Anne überlebte ihn um zwölf Jahre und starb am 23. März 1969. Noch heute leben Nachfahren des gebürtigen Püttlingers in Völklingen.

1908 eröffnete der damals 26jährige Engelbert Oberhoffer, Sohn eines Schreiners und Enkel eines Lehrers (Martin Oberhoffer war zeitweise nebenamtlich Organist in St. Laurentius in Saarburg), eine Musikalienhandlung und Instrumentenreparaturwerkstatt in der Poststraße 34. Unterbrochen war seine Kaufmannstätigkeit durch seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg, als Oberhoffer beim 70. Infanterie-Regiment als Soldat diente. Im Dezember 1919 erfolgte eine Verlegung des Geschäfts in die Völklinger Bismarckstraße 29, die gleichfalls Wohnadresse war.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der ersten Räumung der Stadt Völklingen Anfang September 1940 musste der Betrieb eingestellt werden. Engelbert Oberhoffer und seine Familie wurden nach Thüringen rückgeführt. Bei der Rückkehr 1940 musste Engelbert Oberhoffer feststellen, dass sein Haus mitsamt dem im Erdgeschoss gelegenen Geschäft durch einen am 13. Mai 1940 erfolgten Granattreffer – offenbar der einziger Treffer in Völklingen – fast völlig zerstört worden und unbewohnbar war. Erst nach einer umgehenden Instandsetzung war es wieder möglich, das Geschäft zu eröffnen.

Der Gewerbebetrieb musste im November 1944 aufgrund der herannahenden Front sowie der zweiten Freimachung der Stadt Völklingen abermals eingestellt werden. Familie Oberhoffer verbrachte die Zeit in St. Wendel. Mitte Mai 1945 kehrte sie nach Völklingen zurück. Die Wiedereröffnung des Geschäfts erfolgte im Januar 1946. Nach Engelbert Oberhoffers Tod wurde das Geschäft, das somit fünf Jahrzehnte bestanden hatte, noch bis September 1958 weitergeführt. Am 29. November 1960 erfolgte schließlich nach einer zweijährigen Ruhepause die Abmeldung.

Oberhoffer, der in der Musikkapelle des 70. Infanterie-Regiments spielte, bot neben dem Instrumentenverkauf und der –reparatur auch „Musik-Unterricht“ für Klavier, Violine und Zither etc. an.

Oberhoffer verkaufte nicht nur Instrumente, sondern er zeigte auch Erfindergeist. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre ließ er sich zwei Musikinstrumente patentieren. Zum einen handelte es sich um eine Konzertvioline Nr. 500. Zum anderen geht eine Mandolinvioline bzw. Mandolingeige Nr. 510 auf Oberhoffers Erfinderdrang zurück. Die von ihm als leicht spielbar und leicht erlernbar charakterisierten Streichinstrumente, über die selbst Antonio Stradivari erstaunt gewesen wäre (so in einer Werbeschrift zu lesen), führten auch die Bezeichnungen Saarizza No. 1 und Saarizza Mandolingeige No. 2. Außerdem gründete der Völklinger Geschäftsmann einen Patent Oberhoffergeigenspielerbund.

Zusätzlich zu seinen innovativen Wundergeigen komponierte Oberhoffer auch selbst Musikstücke, die er in seinem eigenen Musikverlag herausgab. Eines der dem Stadtarchiv übergebenen Unterlagen ist bspw. ein für Klavier bestimmter Saar-Sterne-Marsch (Etoiles de la Sarre) (Opus Nr. 2), den es auch als Arrangement für Violine I, Violinesolo und Blasmusik gab. Außerdem gab es ein Stück (wahrscheinlich Opus Nr. 1) namens Saarglocken. Die Musik zu Mein Heimattal (Opus Nr. 7) verfasste Oberhoffer, während der Text aus der Feder von K. Erich Becker stammte. Mit Das Lied von der Patent Oberhoffer Violine (Opus 44 oder 47) komponierte er sogar ein eigenes Werbestück über seine Erfindung. 1940 hielt er für die Nachwelt in Text und Zeichnung den Granatanschlag an seinem Haus in der Bismarckstraße 29 fest.

Wie umfangreich Oberhoffers Œuvre insgesamt war, ist bisher nicht bekannt. Ob seine Werke auch über Völklingen oder das Saarland hinaus rezipiert wurden, weiß man nicht.

Übrigens, fünf weitere Werbeschriften teilweise mit Kompositionen sind im Bestand Firmenschriftensammlung (FS 506575/1-5) des Archivs des Deutschen Museums in München überliefert.

Quellen Text und Fotos:

Stadtarchiv Völklingen, Sammlung Heinz Oberhoffer, Werbeanzeigen aus alten Völklingen Lokalzeitungen 1908 und 1934