Eberhard Gnahs
Geboren: 1937 in Oberelsdorf bei Leipzig
Gestorben: 2005 in Völklingen
Malerei
Eberhard Gnahs wurde 1937 in Oberelsdorf in der Nähe von Leipzig (Sachsen) geboren.
1953 schloss er eine dreijährige Lehre als Schreiner ab, arbeitete aber nie im Holzfach sondern trat 1954 mit 16 Jahren als angehender Hochöfner in die Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke in Völklingen ein.
Diesen harten Dienst versah er bis 1965. Gesundheitliche Probleme zwangen ihn zur Annahme verschiedener Gelegenheitsarbeiten und schließlich in die Frühverrentung.
Sein künstlerisches „Erwachen“ fällt, Zufall oder nicht, mit der Stillsetzung der Völklinger Hochofengruppe zusammen. Sein ehemaliger Arbeitsplatz wird für ihn zur künstlerischen Herausforderung wenn nicht gar Obsession.
Seine Fortschritte sind rasant. Er eignet sich systematisch künstlerische Techniken an, die er in kürzester Zeit meisterhaft beherrscht. Parallel zu seinen autodidaktischen Studien, die streng auf die technischen Aspekte ausgerichtet sind und kunsttheoretische Fragen weitgehend ignorieren, baut er sich die ersehnte Identität als geachteter Künstler auf.
1990 wird ihm überraschend der 1. Preis beim „Grand Prix de la Peinture“ in Saargemünd sowie weitere Preise in Forbach, Bitche, Bitburg und St. Ingbert zugesprochen. Die Vielzahl der Erfolge belegen, dass es sich bei seinem außergewöhnlichen Talent nicht um „Zufallstreffer“ handelt. Die inzwischen voll entwickelte „Methode“ Gnahs trägt Früchte, Eberhard Gnahs wird Mitglied des Bundesverbandes Bildender Künstler.
1997 stellt er im Umfeld der ersten Völklinger Großausstellung „Prometheus“ aus und hat erstaunlichen Erfolg.
Sein plötzlicher Tod am 09.02.2005 verhinderte ein ausgeprägtes Alterswerk 2007 vermachte sein Sohn Ralf Gnahs, der als Ingenieur in Stuttgart lebt, der Stadt großzügig eine repräsentative Auswahl von Arbeiten des Vaters und legte damit den Grundstein für regelmäßige Ausstellungen und eine einzigartige Sammlung.
Ausstellungen
Eberhard Gnahs nahm zu Lebzeiten an einer Vielzahl regionaler Kunstausstellungen teil. Seine Aktivitäten erstreckten sich auch auf Lothringen und Luxemburg. 2010 nahmen einige seiner Werke neben denen Brigitte Hayo-Rouschés an der vielbeachteten Ausstellung „Feuerländer“ des LVR-Industriemuseum, Oberhausen (NRW) teil. Sie vertraten damit stellvertretend die Gegenwartskunst der Montanregion.
Neben seiner Arbeit als freier Künstler und Grafiker war Eberhard Gnahs mit Barett und Künstlerhabitus eine stadtbekannte Gestalt. In dieser Eigenschaft war er auch als Dozent der Völklinger Volkshochschule bzw. als Juror bei Wettbewerben tätig.
Für mehrere Jahre betrieb er in einem überlassenen Ladenlehrstand eine Mischung aus Atelier und Galerie, die sogar über seinen Tod hinaus Bestand hatte
1997 ist er im Auftrag der „Stiftung Industriekultur“ auf dem Hüttengelände als „Hüttenmaler“ tätig und führt auch danach immer wieder interessierte Gruppen durch das Weltkulturerbe.
Niemand gab in den 1990er Jahren dem Lebensgefühl der Völklinger intensiveren Ausdruck als die Bilder Eberhard Gnahs. Wohl zuweilen düster, sogar apokalyptisch aber keineswegs depressiv, warten sie mit mitreißender Verdichtung, erstaunlicher grafischer Raffinesse und eben dieser Messerspitze „authentischen Erlebens“ auf, die sich dem Betrachter unmittelbar mitteilen
Er verarbeitete in seinem künstlerischen Werk vor allem das zerspellte, zerbröselnde Ungetüm der Eisenhütte, als das der stählerne Völklinger Torso wahrgenommen wurde. Niemand traute dem rostigen Monster einen zweiten Frühling zu, Eberhard Gnahs auch nicht. In einem manischen Schaffensrausch gepaart mit kindlicher Neugierde malte, zeichnete, spachtelte, kratze, übermalte, lithographierte und radierte er sich den beträchtlichen Frust von der gequälten Seele. Denn der gebürtige Sachse war indigener Bestandteil des Monsters gewesen. Seine Zeit als Völklinger Hochöfner hat ihn geprägt und obwohl er aus gesundheitlichen Gründen den geliebten-verhassten Beruf aufgeben musste, hat sie ihn nie wirklich aus ihren stählernen Klauen gelassen, die Hütte.
Bis heute hängen in zahlreichen privaten und öffentlichen Gebäuden seine Bilder.
Quellen Text und Fotos:
Hendrik Kersten, Stadt Völklingen