Werner Bauer

Werner Bauer

Geboren: 1934 in Völklingen

Malerei, Neue Medien, Plastik

1934, zwischen zwei Weltkriegen, wurde Werner Bauer in der Industriestadt Völklingen geboren.

Was einerseits den Menschen das Überleben sicherte führte andererseits zu eher trüben Umweltbedingungen: Das Licht in dieser Stadt war stets von rußigen Staubpartikeln ins Gelbliche gebrochen.

Licht trifft auf eine bestimmte Materie, dadurch wird der Wellengang desselben verändert, gebrochen, dadurch wird „Etwas“ für das menschliche Auge sichtbar. Im Allgemeinen ent­steht dann das, was wir Farbe nennen. Die Farbe, das sichtbare Phänomen ist zunächst bedeutungslos. Erst wenn durch den menschlichen Verstand dieselbe geordnet wird oder aus derselben eine mit Bedeutung aufgeladene Form entsteht, nehmen wir sie war, nehmen eine Botschaft auf.

Nach einer kurzen Phase figurativer Arbeit, also im Schaffen von Bildern, deren Bedeutung zugänglich erscheint, da sie eine Geschichte umreisen, wendet sich Werner Bauer von der Erzählung ab und dem Stoff, aus dem sie geschaffen wird zu, also der Farbe. Anstatt Figur, Baum, Sonne, Horizont reduziert er die Form auf einen immer gleichen Grundbaustein, auf kleine Klötzchen, mal quadratisch, mal rund. Vielleicht hat er mit seinen Kindern gespielt, ihre Entwicklung zum Begreifen der Grundformen mitverfolgt? Die farbigen Klötzchen erge­ben in serieller Reihung farbige Bewegungsabläufe, etwa vom dunklen Rot über heller werdende Lachsrottöne zum cremigen Weiß.

Wie der Komponist mit Tönen und Intervallen eine Musik erschafft auch ohne Liedtext, ohne Erzählung, so komponiert Werner Bauer mit seinen Bausteinen Farbwerke.

Damit hätte er ein Leben verbringen können, denn die Möglichkeiten gehen gegen Unend­lich. Aber der stoisch analytische Geist war noch nicht an der Quelle angelangt. Denn so wie die Bilderzählung aus den Farben entsteht, so ist die Farbe eine Ableitung des Lichts. Also will er einen weiteren Schritt zurück und Licht als Licht thematisieren. Die Farbe bedarf der Form, das menschliche Denken braucht den Körper und das Licht die Materie um sichtbar zu werden. Das können beispielsweise die Rußpartikel in der Luft sein. Das können aber auch viele andere Licht leitende und brechende Materialien sein, wie Glas, Plexiglas, Acryl, Silikon etc.. Von diesem Punkt an, etwa ab 1973, war Werner Bauer in seinem Forschungs­universum angekommen. Finden von Materialien, kombinieren, anordnen, strukturieren, die Möglichkeiten gehen gegen Unendlich.

Auf der ästhetischen Ebene erfreut den Menschen das Spiel mit Licht, in Weiß oder in Farb­licht, welches sich aus Brechungen an Materialien ergibt, wobei wir das Feste meist gar nicht wahrnehmen. In der Dimension des forschenden Geistes machen Werner Bauers Arbeiten die Jahrhunderte alte Beschäftigung der Menschen mit einem metaphysischen Phänomen spürbar: Licht, selbst unsichtbar macht es alles sichtbar, kein Leben ohne Licht, Welle oder Teilchen, das Symbol der Energie, die alles in sich birgt und alles Existierende aus sich ent­lässt.

Geboren 1934 in Völklingen; Studium der Kunsterziehung; Sommerakademie bei Oskar Kokoschka 1958; 1968 – 1974 Arbeit mit seriellen, farbig gefassten Holzteilen; ab 1973 Arbeit mit künstlichen Lichtquellen und lichtleitenden Materialien; 2000 Sparda-Bank-Preis für besondere Leistungen der Kunst im öffentlichen Raum (gemeinsam mit Bernhard Focht und Paul Schneider); 2006 Albert-Weisgerber-Preis der Stadt St. Ingbert; 2014 Kunstpreis des Saarlandes; Arbeiten von Werner Bauer sind sowohl in saarländischen Sammlungen vertreten als auch überregional im Museum für konkrete Kunst Ingolstadt, in der Sammlung Ritter, Waldenbuch, der Pfalzgalerie Kaiserslautern, dem Wilhelm-Hack-Museum Ludwigs­hafen oder der Städtischen Galerie Karlsruhe (Auswahl).

Vgl. auch
http://institut-aktuelle-kunst.de/kuenstlerlexikon/bauer-werner

Quellen Text: Bertram Sauder (KulturGut e. V.), Institut für aktuelle Kunst im Saarland
Quellen Fotos: Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Archiv Werner Bauer